Kulturverein Elsfleth feiert Jubiläum (Presse)

 

                                                   Foto: Eischeid

von Evely Eischeid

Elsfleth Das kleine Elsfleth – ein weißer Fleck in der regionalen Kulturlandschaft? Von wegen: in der Stadt an Weser und Hunte sorgen ansässige Künstler, Vereine, die Stadtverwaltung Elsfleth und auch die Studierenden des Fachbereichs Seefahrt und Logistik für facettenreiches Kulturleben. Aber es wird keiner bestreiten, dass der Elsflether Kulturverein im kulturellen Kaleidoskop als Leuchtturm heraus ragt – und das seit nunmehr zehn Jahren.Zehn Jahre erfolgreiche Veranstaltungen aller Art: das war am Sonnabend ein guter Grund, den runden Geburtstag in der Aula des Fachbereichs Seefahrt und Logistik mit Ehrengästen und über 200 Besuchern in allerbester Stimmung zu feiern. Bevor die Ehrengäste das Wort ergriffen, die Vereinsvorsitzende Renate Detje die Geschichte des Kulturvereins in Versen präsentierte und das Bremer Kaffeehaus-Orchester zu den Instrumenten griff – stand in der Aula eine Geburtstagsüberraschung auf dem Plan. War es die real existierende älteste Boygroup der Region? War es vielleicht der Achtzylinder-Vierklangchor? Oder war es der renommierte Männergesangverein Berne-Hude, der die Gäste mit seinen Medleys in die „Roaring Twenties“ entführte? Egal, die strohbehüteten Männer brachten nicht nur das Publikum in Wallung, exakt bei der allerletzten Note machte das an der Wand heftende Geburtstagsbanner des Kulturvereins den Abgang und sorgte für schallendes Gelächter. Kein Geburtstag ohne Gratulationscour: die Ehrengäste Landrat Thomas Brückmann, Bürgermeisterin Brigitte Fuchs und der Dekan des Fachbereichs Seefahrt und Logistik, Prof. Dr. Ralf Wandelt, attestierten der Vorsitzenden und „Seele des Kulturvereins“ Renate Detje samt ihrer Vorstandsriege eine tolle Bandbreite mit exklusiven Veranstaltungen. Mit 7000 Besuchern in zehn Jahren sei der Verein der „kulturelle Botschafter“ der Stadt Elsfleth, lobte Brückmann.

Dann gehörte die Bühne fünf schicken Herren im Frack. Im Dreivierteltakt startete das Bremer Kaffeehaus-Orchester ein Repertoire, dass die Gäste in Begeisterung versetzte und das Quintett bewies, dass der Strauss-Walzer „An der schönen blauen Donau“ beleibe kein riesiges Sinfonieorchester braucht, um Walzerseligkeit auszulösen. Stimmungsfördernd waren auch die Erläuterungen zu den diversen Stücken. Moderator Klaus Fischer präsentierte sich nicht nur als Meister der Bläserinstrumente, er überraschte mit besonderen Hintergrundkenntnissen, alle mit einem Augenzwinkern und nicht immer der musikalischen Wahrheit entsprechend humorvoll vorgetragen. Wer weiß schon, dass Ravels „Bolero“ ein Männerstück des schamlosen chauvinistischen Selbstbewusstseins darstellt? Fischer: „Es ist aber auch ein Stück für inspirierte Gattinnen!“ Man erfuhr auch, was das berühmte Trinklied „BrindisI“ aus Verdis „La Traviata“ mit der süditalienischen Stadt Brindisi in Verbindung bringt und dass Jesus und Maria irgendwie mit dem Beatles-Song „A fool on the hill“ verwurzelt sein sollen. Bei allem Spaß, die musikalischen Beiträge der fünf Bremer – jeder ein Meister seines Fachs – versetzten mit ihrem Temperament und ausgefeilter Professionalität das Publikum in Entzücken, der spontane Beifall war kaum verklungen, da ging es weiter mit „Hey Jude“, der „Espresso-Polka“, dem Pink-Panther-Theme (samt Hotelklingel) und dann einem Highlight: auf der zarten und ausdrucksstarken Tröte, der „Vuvuzela“, zauberte Constantin Dorsch (sonst Violine) die ergreifend-fließende Bachszene aus dem verschollenen Heimatfilm „Alpenträume“. Es kullerten die Lachtränen und es stieg die Vorfreude auf das Rentenalter: „When I´m 64“ (Lennon/McCartney) kann man als Pensionär nur genießen, wenn man nicht im Knast in Verdis „Freiheitschor“ einstimmen muss. Da war es schon besser, an der „Tuxedo Junction“ die richtige Highwayabfahrt nicht zu verpassen, um dann Khachaturians Tanz des „Presslufthammeristen“ (auch bekannt als Säbeltanz) atemlos durch den Nachmittag zu genießen!

Was für ein Konzert, was für ein Beifall – geschlossen erhoben sich 200 Besucher von ihren Stühlen und applaudierten minutenlang die ersehnte Zugabe herbei: mit dem Radetzky-Marsch und dem Swing „Bei mir biste scheen“ verabschiedeten sich die fünf Musiker und es blieb der Wunsch auf ein baldiges Wiedersehen und -hören!