Posaunisten leisten meisterliches (Pressekritik)

von Evelyn Eischeid

Ob vom hohen Kirchturm, ob in Konzertsälen oder Kirchen – Posaunenklänge sind besonders geeignet, in der Weihnachtszeit die Zuhörer in eine festliche Stimmung zu versetzen. Das gelang auch am Freitag in der Bardenflether St. Anna Kirche dem Leipziger Posaunenquartett „Opus 4“ mit Stücken aus der Renaissance und dem Barock. Eingeladen zum „Konzert zum Advent“ hatte der Elsflether Kulturverein. Den Elsflether Klassikfreunden ist das Quartett nicht unbekannt: Bereits in den Jahren 2012 und 2014 überzeugten die Posaunisten des Gewandhausorchesters Leipzig – Jörg Richter, Florian Zehrbaum, Stefan Meiner und Wolfram Kuhnt – in der Elsflether St. Nicolaikirche ihr Publikum mit einer „Kaffeestunde bei Anna Maria“ (Bach) und mit Stücken aus der Renaissance bis hin zur Moderne. Auch in der St. Anna-Kirche spielten die Leipziger Gäste den ersten Teil ihres vorweihnachtlichen Konzerts auf Barockposaunen, wie sie im Leipziger Museum als Originale aus dem 15. und 16. Jahrhundert zu sehen sind. „Opus 4“ hatte die ventillosen Instrumente, die sich durch einen zarten und transparenten Klang auszeichnen, bei einem Posaunenbauer in Marktneukirchen nachbauen lassen. Die Einstimmung auf die Adventswochen begann mit dem strahlenden „Deus in Adjutorium“ aus der Marienvesper von Claudio Monteverdi. In der Partita zum Advent wurde der Choral „Nun kommt der Heiden Heiland“ von Johann Sebastian Bach ergänzt mit den Variationen der Komponisten Andreas Raselius und Johann Hermann Schrein, beide Zeitgenossen des Leipzigers. Der Adventszeit folgte die Partita zur Weihnachtszeit auf Barockposaunen, dann die „Musik über die Weihnachtsfreude“, ebenfalls mit Stücken zeitgenössischer Komponisten wie Palestrina, Heinrich Schütz und Hans Leo Hassler. Höhepunkt im barocken Repertoire war das Posaunenarrangement aus Bachs „Toccata und Fuge in d-moll“. Die Transskription des berühmten Orgelwerks in Sätzen für vier Posaunen wurde eine Meisterleistung, die mit minutenlangem Applaus belohnt wurde. „Als Leipziger fühlen wir uns Johann Sebastian Bach besonders verpflichtet“, sagte „Opus 4“-Gründer Jörg Richter, „leider war der große Meister den Posaunen nicht besonders hold und hat uns Posaunisten schlicht vergessen, für Bach waren Posaunen schwerfällige Instrumente“. Hätte Bach „Opus 4“ gehört, sicher würde er seine Meinung geändert haben. Weiter ging es im Repertoire mit Variationen barocker Weihnachtschoräle wie „Es ist ein Ros entsprungen“, „Ich steh an deiner Krippen hier“ und „Vom Himmel hoch, da komm ich her“. Und auch das gehörte zur Einstimmung in die festliche Zeit: Jörg Richter machte sich in Versen Gedanken zum Weihnachtsfest. Dazu zählte ein „Weihnachtsbäckerei-Dialog“: Zucker und Mehl, Eier, Zimt, Butter und Backpulver streiten sich, wer im Gebäck die wichtigste Rolle spielt und man kommt zum Schluss, dass nur gemeinsam etwas Gutes daraus werden kann. Diese Schlussfolgerung galt auch für die Gäste aus Leipzig, gemeinsam meisterte das Ensemble ein festliches Repertoire, vier Posaunen knüpften einen Klangteppich, der die Konzertbesucher wunderbar auf den Advent einstimmte, nicht zuletzt, weil das Publikum zusammen mit dem Ensemble nach zwei Zugaben das Weihnachtslied „Tochter Zion“ erklingen ließ. Langer Applaus, den Leipzigern dankten die Vorsitzende des Kulturvereins, Renate Detje, und die Moorriemer Pastorin Anette-Christine Lenk.