Wir Männer sind wirklich das Letzte! (Pressekritik)

Am Ende gibt’s doch Applaus für das Y-Chromosom

von Evelyn Eischeid

Elsfleth Die erste schonungslose Abreibung verpasst am Samstagabend Renate Detje, Vorsitzende des Elsflether Kulturvereins, der Spezies „Mann“. „Mit dem XY-Chromosomenpaar sind Männer eigentlich nur Mutanten, denen die Natur das rechte Chromosomenbeinchen gestohlen hat, eigentlich sind sie nur Möchtegernfrauen und sie können allenfalls die Abseitsregeln wie im Schlaf herunterbeten.“

Da die Vorsitzende im voll besetzten Gemeindesaal der Kirchengemeinde St. Nicolai aber auch einräumt, dass Frau mit ihren XX-Chromosomen den Mann doch wohl braucht, wird drei charmanten Exemplaren der Männerwelt die Bühne frei gemacht für ein Konzert mit dem Titel „Wir Männer sind wirklich das Letzte“. Und in den folgenden zwei Stunden wird der Wahrheitsgehalt dieses Titels musikalisch und verbal überprüft.

Mit makellos Männlichem aus Oper, Operette und Musical legen die Baritone Ivo Berkenbusch und Paul Brady sowie Olaf Wiegmann am Klavier die Legenden um die Männlichkeit auf die Waagschale – und wie sie das machen, lässt bei den Mädels einige Zweifel an ihrem ganz persönlichen Männerbild aufkommen.

Wo Frau die Grenzen ziehen sollte, hat der Komponist Paul Lincke in seiner Operette „Frau Luna“ festgelegt: „Schlösser, die im Monde liegen, bringen Kummer, lieber Schatz, um im Glück dich einzuwiegen, hast du auf der Erde Platz“. Ein Macho-Text gegen weiblich-emanzipierte Höhenflüge, aber es geht auch anders: italienische Canzonetten, wie „Vieni sul Mar“ und „O sole mio“ sind eher geeignet, sich bei der Weiblichkeit in bester Belcantomanier einzuschmeicheln.

Zwischen Liedern und Arien parliert Ivo Berkenbusch mal locker, mal ironisch über Liebe, Leid und Lust, zitiert, was berühmte Persönlichkeiten über das Zwischenmenschliche abgesondert haben. Eva Zeller etwa sagte: „Männer sind wie Straßenbahnen, man sollte ihnen nicht nachlaufen, es kommen immer wieder neue“.

Für Entspannung der weiblichen und männlichen Zwerchfelle sorgt Pianist Olaf Wiegmann mit seinen Chopin-Interpretationen „Impromptu“ Nr. 1 und Nr. 3.

Der zweite Teil startet mit Paul Bradys Paraderolle. Die Kavatine des Figaro aus Rossinis „Barbier von Sevilla“ wird zu einem der Höhepunkte des Konzerts. Mit komödiantischer Gestik und stimmlich auf den Punkt schmettert Brady die Arie des selbstverliebten Figaro.

Mal solo, mal im Duett singen sich Brady und Berkenbusch durch die musikalische Männerwelt, durch „West Side Story“ und „Les Miserables“, durch „Anatevka“ und „Bettelstudent“, und sie krönen ihr Repertoire mit einem Gläschen Roten.

Natürlich erklatscht sich das begeisterte Publikum nach dieser musikalischen Paartherapie mit Applaus und Ovationen zwei Zugaben, dann heißt es „Ciao, Ciao Bambina, auf Wiedersehen“.

„Wir Männer sind wirklich das Letzte!“: Diese Aussage wurde glänzend widerlegt. Der Evangelist Matthäus wusste es schon vor über zweitausend Jahren: „Also werden die Letzten die Ersten sein“. Das gilt besonders für Ivo Berkenbusch, Paul Brady und Olaf Wiegmann.