Chansons mit Seegang (Pressekritik)

 

Wo die Tresenkönigin den Seelords einschenkt

von Evelyn Eischeid

Foto: Evelyn Eischeid

Elsfleth „Chansons mit Seegang“ trug am Freitagabend das Hamburger Trio „Hafennacht“ im musikalischen Gepäck. Und damit der „Seegang“ das Publikum im voll besetzten Heye-Saal nicht zu früh und nicht zu arg in Schräglage brachte, hatten Uschi Wittich (Gesang), Erk Braren (Gitarre) und Heiko Quistorf (Akkordeon) eine passende Rezeptur in Noten gefasst: „Ein Glas auf uns und eins auf die See!“

Zum Glück und zur Freude der Zuhörer standen bei „Hafennacht“, dem „nicht eingetragenen Verein zur Rettung des maritimen Liedguts“, keine seemännischen Dauerohrwürmer im Programm. Ihr Seemannsgarn – mal fröhlich oder melancholisch, mal mit einem Augenzwinkern und zum Mitsummen – erwies sich als besonders wertvolles Strandgut – sorgfältig ausgesucht, fantastisch aufgearbeitet und hinreißend interpretiert.

Es war die erste Veranstaltung des Kulturvereins nach der Sommerpause. „Sie lieben die See und die See liebt sie auch“, hatte es in der Ankündigung des Kulturvereins geheißen. Und das stellte das Trio unter Beweis: wenn das Alltagsleben des Seemanns heimatliche Sehnsüchte weckt und „Ganz dahinten, wo der Leuchtturm steht“ Land in Sicht ist. Dort darf man dann „Unter der roten Laterne von St. Pauli“ ein paar Tangoschritte wagen. Das Publikum begnügte sich, den Hans-Albers-Song aus den 20er Jahren mitzusummen.

„Hamburg“, so verrieten die Gäste, „ist die Stadt der vertrauten Dinge rund um Elbe und Alster, die Stadt, wo es nach Schlick stinkt, wo es Rundstück warm gibt, und wo die Nachtschwärmer auf dem Fischmarkt den Morgen begrüßen.“ Der Fischmarkt, auch so ein Ort, wo man müde am Ufer der Elbe in seinem Liebeskummer versinken kann oder Suizid begeht.